Meer, Meer und noch mehr: über Inselleben und die Vorzüge der Küste

Mittelmeer = Sonne und Wärme = Balsam für geschundene Radlerseelen

Von Villach führt uns unser Weg über den Wurzenpass nach Bled, Ljubljana und schließlich nach Kroatien. In Matulji an der kroatischen Küste ist für uns schließlich ein großer Moment gekommen: Nach langer und manchmal sehr beschwerlicher Radelei liegt endlich das Mittelmeer vor uns. Schon auf dem Weg von der slowenischen Hauptstadt Ljubljana in Richtung der kroatischen Küste weht uns ein warmen Wind entgegen und die Landschaft wird zunehmend mediterraner. Statt hochgeklappten Bürgersteigen und in Wintermäntel gehüllten Gestalten finden wir am Wegesrand immer mehr kleine Cafés und Bars, die auch schon vormittags gut gefüllt sind. Schließlich rollen wir über die Kante der recht steilen Küste in Matulji und können unser Glück gar nicht fassen: Hinter uns liegen nun mehr als 1000km mit Schneestürmen, eiskaltem Wind und Nässe, aber auch versöhnliche sonnenüberflutete Alpenpässe und sanft abfallende Täler. Und nun liegt vor uns das türkisfarben Mittelmeer in der Abendsonne.

In der Innenstadt von Ljubljana

Geben ein gutes Paar ab: unsere Räder und das Mittelmeer

Nach einer Nacht im Schlafsack unter sternenklarem Himmel machen wir uns am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang auf den Weg die Küste entlang zur Insel Rab. Der Weg führt uns über die Küstenstraße durch die umtriebige Stadt Rijeka zu einem einsamen Fährhafen mitten im Nirgendwo auf der Insel Krk. Von dort gelangen wir abends mit einer Fähre auf die Insel Rab.

Abendstimmung auf der Fähre nach Rab

Es ist schon dunkel als uns Pato, unser Gastgeber und Kumpel von Giro, durch die Straßen von Lopar hinauf zu seinem Haus führt. Dort können wir in der Ferienwohnung, die in der Hochsaison an zahlungswillige Touristen vermietet wird, unsere müden Oberschenkel ausruhen während uns Pato mit den Köstlichkeiten der mediterranen Küche Rabs verwöhnt: Olivenöl aus eigenem Anbau, frisches Gemüse und Fisch. Es sind spannende und bereichernde drei Tage, die wir mit Pato verbringen. Leidenschaftlich und stolz führt er uns über die Insel, zeigt uns seine liebsten Ecken, gewährt uns eine unvergleichliche Gastfreundschaft und lässt uns ganz ungefiltert am Inselleben teilhaben. Uns beeindruckt vor allem die grundsätzliche Gelassenheit, mit welcher jeder Tag und das Leben in Angriff genommen wird. Was heute nicht mehr zu schaffen ist, wird eben morgen erledigt – man gewinnt nichts dabei, sich ständig unter zu großen Druck zu setzen. Wenn man gerade die Mühlen eines Bachelorstudiengangs in Deutschland hinter sich gebracht hat, so wird einem der Kontrast der Lebenswirklichkeiten noch bewusster.

Patos leckeres Essen für müde Radler

Nach mehr als tausend Kilometern steht auf Rab eine erste Wartungsrunde unserer Drahtessel an: Putzen, Salz entfernen, Kette wechseln…

Nur wenige Tage zuvor hatten wir in Ljubljana mit unserem Gastgeber Albert die Epoche Jugoslawiens aus slowenischer Perspektive diskutiert, aus erster Hand Erfahrungen und Eindrücke über den Alltag in einem blockfreien Staat und Sloweniens 10-Tage Krieg gegen Serbien geschildert bekommen. Auf Rab erfahren wir nun viel über Kroatiens Geschichte und lernen mit Patos Vater einen Zeitzeugen kennen, der selbst in den Krieg gegen Serbien ziehen musste. Was zuvor noch Jugoslawien oder „der Balkan“ war, wir für uns nun mehr und mehr zu einem differenzierteren Bild mit vielen Facetten und persönlichen Geschichten.

Abendstimmung in der Nähe von Lopar auf Rab: Simon, Simon und Pato

Schweren Herzens lassen wir Pato und seine Insel zurück, versprechen schon beim Abschied einen erneuten Besuch und machen uns auf den Weg die Küste hinab. Über die Insel Pag gelangen wir nach Zadar, wo wir durch die engen Gassen der Altstadt schlendern und nach Rab ein weiteres Mal venezianischen Flair verspüren. Mit dem Erreichen von Zadar ändert sich auch die Landschaft. Die recht steile Küste wird flacher, die Berge ziehen sich ins Landesinnere zurück und die Radelei an der Küstenstraße bekommt von uns das Prädikat „Genussradeln“ verpasst. Mit Rückenwind fliegen wir die Küstenlinie hinab und finden hinter Sibenik auf einer kleinen Halbinsel den bisher besten Schlafplatz unserer Reise. Im Schatten eines mittelalterlichen Befestigungswall, welcher die Halbinsel komplett vom Festland abtrennt, bauen wir unser Zelt nur wenige Meter vom Ufer im Schutz eines kleinen Waldes auf. Im Sonnenuntergang kochen wir uns ein feines Risotto mit frischem Gemüse und können unser Glück kaum fassen.

Prädikat: Genussradeln

Der Befestigungswall – hinter diesem fanden wir einen genialen Lagerplatz für eine Nacht

Doch selbst der beste Lagerplatz ist nicht immer direkt mit dem Rad zu erreichen…

Die Küstenstraße entlang gelangen wir über unzählige kleine Küstendörfer nach Trogir und schließlich nach Split. Die Fahrt ins Zentrum von Split ist ein Erlebnis für sich: Über stark befahrene mehrspurige Magistralen fährt man entlang gigantischer Plattenbauten in das Herz von Split, eine wunderschöne Altstadt, welche in gar keinem größeren Kontrast zur Architektur der restlichen Stadt stehen könnte. Wir sind an das antike Rom erinnert und sind froh, dass das erhöhte Lungenkrebsrisiko durch unwahrscheinliche Abgase während der Anfahrt nicht umsonst war.

Einfahrt nach Split: Moderne Architektur ohne Ende

Kleines Bilderrätsel: Finde den passenden Begriff – die richtige Antwort ist eine Postkarte aus Istanbul wert

Immer wieder werden wir in den Städten von Männern und Frauen angesprochen, die uns ihr Appartementi vermieten wollen. Wir lehnen immer freundlich ab und stoßen auf recht viel Unverständnis, wenn wir davon erzählen, dass wir auf unserer Reise bisher noch für keine Übernachtung etwas zahlen mussten. Gastfreundschaft, wie wir sie bisher erleben durften, scheint in umgekehrtem Maße mit der Zahl der Touristen vor Ort zusammen zu hängen. Auf die Spitze bringt es schließlich ein findiger Hotelbesitzer, der uns in einem Gespräch davor warnt am Strand zu schlafen – schließlich gäbe es jede Nacht Tote und das könnten unsere Familien schließlich auch nicht wollen. Aber unzählige freundliche und sehr hilfsbereite Menschen, die uns den Weg weisen, Wasser geben und uns interessiert in Gespräche verwickeln wiegen diese Erfahrungen mehr als auf.

Schlafplätze finden wir selbst an den touristisch erschlossensten Orten…

Ein 13° Grad warmes Mittelmeer eignet sich herausragend zur physischen und psychischen Abhärtung junger Schwarzwälder

Nun sind wir noch rund 130km von Dubrovnik entfernt und haben einen letzten Ruhetag an der kroatischen Küste eingelegt. Hinter Dubrovnik wird uns unser Weg unvermeidlich wieder weiter ins Landesinnere führen. Dann heißt es Abschied nehmen von einer Küste, die wir inzwischen ganz schön zu schätzen gelernt haben.

Die Küste entlang mit Rückenwind – so habe wir uns das vorgestellt!

10 Kommentare

Eingeordnet unter Balkan

10 Antworten zu “Meer, Meer und noch mehr: über Inselleben und die Vorzüge der Küste

  1. David

    HAHAHAHAHAH

    BANANENSPLIT

  2. Freut mich, dass Alles gut läuft und Ihr den Trip genießt. War selbst schon auf Pag und Kroatien ist toll. Die Banana Split Karte sendet Ihr am besten nach:
    U.Broemel
    Seri Lagenda Appartment 08/15 (hee kein Witz)
    07000 Kuah, Langkawi
    Kedah, Malaysia
    Wenn Ihr jemanden findet, der weiter weg wohnt und Euer Abenteuer verfolgt, wohnt, schickt ihm die Karte :))
    Als alter Wälder find ich Euer Vorhaben klasse, passt auf Euch auf.
    Übrigens: Von Indien nach Malaysia ist`s nicht weit und Übernachtung bei uns ist kein Problem.
    Gruß
    Udo

  3. Ernst Forster

    Einfach ganz toll Euren Bericht lesen zu dürfen. Heim packt mich weniger wegem dem Bananen Split sondern wegen der schönen Altstadt und der herrlichen Küste entlang der Adria.
    Schön, nein eigentlich noch schöner nichts mehr von der Achillessehne zu hören, obwohl diese mit Sicherheit noch nicht ausgeheilt ist. Da tun zweifellos ruhige Tage in Rab der Seele und der Sehne gut !
    Meine besten Wünsche begleiten Euch nach Ragusa, dem heutigen Dubrovnik und dann weiter in Richtung Istanbul.
    Ernst Forster

  4. Gisi

    Hi, ihr beiden !

    Wie schön, zu lesen, dass es Euch nicht nur gut geht, sondern ihr die Reise auch genießt…………….!!!!!!!!!
    Mecky als alter Bananenfreak hatte die Antwort sofort parat und würde sich riesig über eine Bananenkarte freuen ;-))))))))
    wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise und dass alles gut klappt !
    Liebe Grüße aus der Heimat, deine Tante

    Gisi und Mecky mit Lisa, Lara und Louis

  5. Laura

    Hola chicos!
    Es freut mich sehr, dass alles gut geht! Die Fotos sind sehr lustig :P. Und Pato – ay, que bien :)!!
    In Santiago geht alles gut, wir hatten sehr warme Tagen hier. Die Parks und die Strände leben mal wieder und der Atlantik ist unglaublich :). Ich wünche euch alles sonnig! Wir vermissen dich hier Simon :)!
    Besos a los dos,
    Laura

  6. Norbert

    Hallo Jungs,da habt ihr ja schon ganz schön was weggeradelt.
    Wünsche euch frohe Ostern und daß weiterhin alles so
    gut weiterläuft ! Grüße aus der Leffostraße, Dad

  7. Norbert

    Hab ich vergessen, Bananensplitt
    Karte in die Leffostr.23

  8. Selina

    Hey Simon & Simon
    Ich finde es echt cool was ihr macht für die armen Kinder,
    Ich hoffe ihr kommt sicher in Indien an.
    Liebe Grüße:
    Selina

  9. Jasmin

    Hey,
    ich find das voll coll was ihr macht ich hoffe ihr kommt sicher in Indien an.
    Das was ihr für die Kinder macht ist sehr liebevoll.
    Ich wünsch euch alles Gute .
    Jasmin
    PS: Ihr habt Glück das ihr an der frischen Luft sein könnt und nicht in der Schule sitzen müsst!

Hinterlasse einen Kommentar