Jetzt geht’s wirklich los: Ein wenig mutet der Aufbruch aus dem beschaulichen Berchtesgaden wie ein zweiter Start der Tour an. Schließlich verlassen wir nun Deutschland und auch ein Blick aufs Höhenprofil verrät, dass nun der Ernst des Radlerlebens beginnt – die Alpen stehen an. So rollen wir noch 20 km die Königsseeache entlang bevor wir Deutschland für das nächste halbe Jahr verlassen.
Das Bergpanorama auf das wir nun zuradeln ist beeindruckend und herrlich anzuschaun, wenn man auf dem ebenen Tauernradwed darauf zurollt. Dazu herrscht klassisches Kaiserwetter, so macht Radeln richtig Spaß! Doch peu a peu rücken die schneebedeckten Gipfel und Grate bedrohlich näher…
Den ersten Radtag nach unserer Zwangs-Kur lassen wir gemächlich angehen – auf leicht ansteigenden Wegen pedalen wir etwa 55 km. Die Umgebung allerdings verändert sich dramatisch, die Straße zwängt sich durch die enge Salzachklamm und spuckt uns erst 10 km später wieder ans wärmende Abendlicht. Wir radeln noch etwas weiter und erspähen auf einer Anhöhe nahe Bischofshofen ein großes Gebäude, das verdächtig nach Kloster aussieht.
Und richtig, nach kurzer Suche öffnet uns ein freundlicher Padre die Tür und führt uns bald ins Gästezimmer des Hauses (tatsächlich ist dieses kein Kloster sondern ein katholisches Privatgymnasium des Steyler Missionsordens). 30 µm Luxus pur für müde Radlerwaden! Nach dem Besuch des Gottesdienstes werden wie sogar zum Essen eingeladen und können beim Gespräch mit den sehr netten Brüdern und Schwestern interessante Einblicke ins Ordensleben erhalten.
Nach dem Frühstück werden wir in unsere selbstauferlegte Prüfung entlassen: Langsam steigt die Straße Richtung Radstadt und dann zum Tauernpass an. Die Frühlingssonne knallt ordentlich, sodass wir im T-Shirt durch die tiefverschneite Landschaft fahren. Den steilen Teil der Strecke bewältigt Giro weinenden Herzens im Bus – die Achillessehnen sind noch immer gereizt und dürfen noch nicht zu sehr beansprucht werden. Es ist hart mit anzusehen wie der Radpartner zum Traumpass losfährt – bei der motorisierten Vorbeifahrt am schwitzenden Kollegen soll allerdings auch ein bisschen Schadenfreude aufgekommen sein…
Und oben angekommen? Aussicht in Ruhe genießen? Nicht ganz, die Passhöhe von 1733 m liegt mitten im Skigebiet, Pistentrubel und Hüttengaudimusik begrüßen uns. Absurd welch verschiedene Beschäftigungen 2 Menschen am gleichen Ort haben können… Schön ists trotzdem, 200 m weiter finden wir ein ruhiges Plätzchen und genießen die Sonne (auch hier oben lässt es sich ganz gut im T-Shirt vespern) bevor wir uns gen Süden rollen lassen.
Dass wir soeben den Alpenhauptkamm überquert haben ist sofort spürbar, schon knapp unter der Passhöhe liegt kaum noch Schnee, nur die Talabfahrten der Skigebiete greifen wie weiße Finger in die Frühlingslandschaft.
Nach einer Nacht im Pfarrhaus von St. Michael im Lungau heisst es gleich zum Frühstück noch einmal kraxeln: Der Katschbergpass will verputzt werden. Das gute daran: schon nach einer Stunde Fahrzeit hat man sich so ein zweites Frühstück redlich verdient…
Danch ist klar wo’s mit uns hingeht: bergab! Ins warme Kärnten rollen wir im Liesertal, die Tauernautobahn drängt sich aufgestelzt 50 Meter über uns an die Talwand.
Ab Spittal pedalen wir dann den Drauradweg enlang nach Villach und ehrlich, sollten wir jemals „Flussradfahrer“ belächelt haben so genossen wir an diesem Tag jeden der absolut steigungsfreien Flusskilometer!
In Villach können wir dann im Garten des Pfarrhauses campen – in exzellenter Innenstadtlage, versteht sich… Für den geplanten Ruhetag müssen wir uns allerdings eine neue Bleibe suchen und finden spontan einen Gastgeber bei Couchsurfing.
Zum Updaten der Homepage braucht man natürlich Internetzugang, ein kleines Netbook haben wir ja dabei. Nur leider hat ja bei uns jeder Internet daheim, deswegen gibt’s, vor allem in kleineren Städten kaum Internetcafés. Als besonders praktisch erweist sich hier die Restaurants zum goldenen M. Diese haben immer freien WLAN-Zugang und lassen einen auch ohne Burgerkonsum stundenlang in Ruhe arbeiten.
Unser Ruhetag beginnt zwar erholsam, unsere Gastgeberin Hayane aus Brasilien weiß dem aber abzuhelfen. Es ist ja schließlich Wochenende und außerdem findet ein Livemusik-Festival in der Stadt statt. So finden wir uns schon bald mit Studenten aus aller Herren Länder (In Villach gibt’s eine Fachhochschule) auf einer weiteren anstrengenden Tour, Bars mit Livemusik aller Geschmäcker sind das Etappenziel und am Ende stehen so viele Kilometer auf unserem Tacho, dass ein weiterer Ruhetag unvermeidlich ist…
Inzwischen sind wir auf dem Weg durch Slowenien und wenns gut läuft können wir noch heute abend zum ersten mal Meereluft schnuppern… doch davon später mehr!
Hallo Simon und Simon,
freut mich daß bei euch alles gut läuft.
Bei mir Zuhause ist auch alle o.k..
Bastie und Jonas sind siet heute zum
Schneeschuhwandern im Montafon.
Weiter alles Gute.
Gruß,Dad
Hallo Simon und Simon,
ihr habt ja schon einiges erlebt und lasst uns mit euren schönen Bildern und interessanten Berichten ausführlich daran teilhaben. Vielen Dank, das macht ihr super.
Wünsche Giros Sehnen gute Besserung und weiterhin eine gute Fahrt mit noch vielen schönen Erlebnissen.
Viele Grüße
Jutta Gerber
Lieber Simon zum Quadrat! Mit großem Interesse habe ich eueren Bericht über das Missionshaus St. Rupert verfolgt. Zwei tolle Fotos habt ihr da eingefügt.
Ich habe sie ausgedruckt und in unserm Speisesaal ausgehängt.
Wir wünschen euch noch zahlreiche tolle Tage unterwegs, den Schutz von oben und unzählige schöne Eindrücke. Kommt gut ans Ziel
P.Konrad Walser, St. Rupert, 5500 Bischofshofen.
Keep it going Jungs! Richtig geil!
Sehr toll! Bin froh, dass die Achillessehne wieder mitspielt und Ihr es außer Landes geschafft habt! Küsse aus der Hussenstraße, auch vom Rest. Chrissi
Wenn Ihr für Kroatien ein Quartier braucht, bitte melden! 🙂