Istanbul

Gigantische Moscheen prägen das Bild des antiken Teils der Stadt

Byzanz, Konstantinopel, Istanbul – die Metropole am Bospurus diente gleich 3 Großmächten als Hauptstadt. Uns dient sie vor allem als erste große (geplante) Zwischenstation auf unserer Reise. Denn so vielfältig wie ihre Namen ist auch die Geschichte und Gegenwart des Tors zum Orient. Römische Aquädukte spannen sich über achtspurige Highways, schwarzverhüllte Burkaträgerinnen teilen sich die Straßen mit miniberockten Schönheiten und in manchen Vierteln wird der ansonsten allgegenwärtige Ruf des Muezzins durch die lautstarken Beats der Bars und Diskotheken übertönt. Insgesamt hielten wir uns 2 Wochen in der heimlichen Hauptstadt der Türkei auf (die offizielle ist seit den 20er Jahren Ankara), diese Zeit wurde jedoch durch kleine Ausflüge und den Überraschungsbesuch Simons zur Kommunion seines kleinen Bruders unterbrochen. Außerdem kam Jule, Giros Freundin für eine Woche zu Besuch.

Alleine schon das alltägliche Leben auf den Straßen ist in einer Stadt wie Istanbul so bunt und spannend, dass es dafür einen Weltkulturerbe-Titel erhalten müsste. Omnipräsent sind die Simit-Verkäufer, die ihre Sesamkringel meist aus mobilen Mini-Läden oder aber kunstvoll auf dem Kopf balancierend verkaufen.

Eın Simitçi – Sesamkrıngelverkaeufer

 

Straßenhändler

Straßenhändler

An jedem freien Stückchen Ufer und vor allem auf den Brücken über das Goldene Horn drängen sich Angler, vor allem Sonntags bilden sie ein dichtes Spalier. Der wahnsinnige Verkehr auf den Brücken scheint einen echten Istanbuler bei seiner Wochenend-Erholung nicht zu beeindrucken.

Angeln ist eine sehr beliebte Sonntagsbeschäftigung

A propos Verkehr: Istanbuls Straßen sind mit den täglich heranrollenden Blechlawinen heillos überfordert. Rund um den Taksim-Platz geht dann gar nichts mehr, wie Jule bei ihrer Abreise zum Flughafen leidvoll austesten durfte. Nachdem der Bus für die ersten 3 km sage und schreibe 90 Minuten brauchte, hat sie ihren Flug dann aber gerade noch so erreicht. Und einfach so die U-Bahn nehmen geht leider auch nicht, das Netz befindet sich gerade erst im Aufbau. Besserung ist nicht in Sicht – pro Jahr wächst die Stadt aufgrund der enormen Landflucht um 200.000 Einwohner – das ist als ob ganz Freiburg hinziehen würde. Der Istanbuler hat wahrscheinlich dringendere Probleme als die Erhöhung der Pendlerpauschale…

Alltäglicher Verkehrskollaps

Dem Deutschen sein Pils ist dem Türken sein Cay (und der Dativ ist dem Genitiv sein Tod). Der in kleinen Gläsern servierten Tee scheint der Lebenssaft der Bevölkerung zu sein, ständig sieht man Männer mit einem Tablett voller Teegläser durch die Gassen huschen, Alte schlürfen den Lebenstrunk beim Backgammon-Spiel, in den meisten Teehäusern kostet ein Cay nicht mehr als 50 Kurus (Ca. 25 Cent). Natürlich haben die Türken auch die passende Technik für das unbegrenzte Cay-Vergnügen entwickelt:

Tee trinken auf Türkisch

In der oberen Kanne befindet sich konzentrierter Tee, der mit dem Wasser aus der der unteren aufgegossen wird. So kann man schön lange warmen Cay geniessen.
Die verschiedenen Weltreiche und ihre Herrscher haben der Stadt natürlich ihren Stempel aufgedrückt. Bekannte Kulturdenkmäler wie die Hagia Sophia oder die blaue Moschee durften auch wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Dıe Hagia Sofia von Außen…

Die Hagia Sophia ist wirklich richtig beeindruckend. Noch beeindruckender ist der Gedanke, dass schon vor 1500 Jahren solche Bauwerke errichtet werden konnten. Fast ein Jahrtausend lang war die Kirche die mit Abstand größte der Christenheit. Nachdem die Osmanen Istanbul nach jahrhundertelangen, erfolglosen Versuchen 1453 endlich einnehmen konnten, machten sie aus dem Bauwerk kurzerhand eine Moschee. Unter Atatürk wurde das Gebäude dann schließlich in ein Museum umgewandelt.

…und im Innern

Ziemlich groß ist auch die Sultanahmet-Moschee, besser als blaue Moschee bekannt. Jeder osmanische Sultan, ser was auf sich hielt, musste wohl eine gigantische Moschee in Istanbul bauen. Mit ihren sechs Minaretten stellt die blaue die größte von diesen in Istanbul dar. Allerdings fanden wir die Hagia Sophia deutlich atemberaubender.

In der blauen Moschee

Zum richtigen Orientfeeling gefört natürlich das Feilschen auf dem Basar. Auch dieser ist – wie alles in Istanbul – riesengroß. Im antiken Basar gibt’s vor allem Schmuck, Haushaltsgegenstände und Lederwaren, Gewürze und Süßigkeiten werden im ägyptischen Basar kunstvoll ausgestellt. Dazwischen bekommt man in den Gassen so ziemlich alles was man sich vorstellen kann, begleitet vom Gewusel geschäftiger Händler und neugiriger Kundschaft, dem oligatorischen „Hello Mister“ und dem nicht ganz so fremdartigen Döner-Geruch.

Gewürze und andere Leckereien auf dem ägyptischen Basar

Decke des grossen Bazars: da ham sıe doch tatsaechlich das Bıld aus unserm Blog geklaut!

 

Jule in den Gassen Istanbuls

Ein für westliche Touristen ganz anderes Erlebnis bietet der islamische Wallfahrtsort Eyüp. Nach einer Fährfahrt durch das goldene Horn taucht man ein in eine Welt aus Kopftüchern statt Trekking-Sandalen. Hier wurden die Überreste eines treuen Gefährten Mohammeds begraben. Wer nun seine letzte Ruhe möglichst nah bei diem Heiligen findet erhöht seine Chancen ins Paradies zu kommen erheblich. Daher hat sich um das eigentliche Grabmal eine regelrechre Friehofstadt entwickelt.

Alter Türke!

1925 stellte die Türkei von der islamischen auf die westliche Jahrezählung um. Das erklärt wie einige der hier Begrabenen ein eher biblisches Alter erreichten.
Auffällig sind in Eyüp auch die vielen kleinen Jungen, die im Prinzenkostüm durch die Straßen laufen. Grund dafür ist nicht etwa ein Kindergeburtstag mit Motto-Party, sondern das Beschneidungsfest, welches wie eine Hochzeit gefeiert wird. Für die etwa 7-Jährigen bedeutet dieser Einschnitt den Eintritt in die Männerwelt. An ihrem großen Tag bekommen die kleinen Prinzen Glückwünsche und Süßigkeiten mit auf den Weg um sie über Schmerzen hinwegzutrösten.

Dıe kleinen Prinzen

Giro beim gekonnten Schlotzen eines türkischen Eises

Auf der asiatischen Seite der Stadt geht’s etwas geruhsamer zu als im hektischen Europa. Dort verbringen wir einen Tag.

Erholsame Tage fuer dıe Fahrrad-Sultans

Istanbul beı Nacht

Einen Tag nachdem Jule wieder abgereist ist, macht sich auch Simon auf den Weg zum Flughafen. Er will seinen kleinen Bruder Felix an dessen Erstkommunion überraschen. Und die Überraschung gelingt: Wer einmal die Gesichtszüge seines kleinen Bruder vor Überraschung und Freude entgleiten sehen hat, der weiß, dass sich auch drei Stunden Flug und die kurze Unterbrechung einer großen Reise allemal gelohnt haben. Für alle Bonndorfer die also schon glaubten Gespenster zu sehen – ihr könnt beruhigt sein, es war der echte Simon! Giro macht sich derweil mit 3 Erasmus-Studenten auf einen kleinen Kurztrip um die Umgebung Istanbuls zu erkunden. Zuerst geht’s nach Bursa, der viertgrößten Stadt der Türkei und ehemaligen Hauptstadt des osmanische Reichs. Deswegen befindet sich hier auch die Begräbnisstätte von dessen Gründer Osman.

Türbe von Osman, typisch für islamische Gräber ist bei Männern der Turban auf dem Sarg

Trotz seiner 2 Millionen Einwohner ist Bursa erstaunlich ruhig, rings um die Stadt erheben sich grüne Berge die sich bis in schneebedeckte 2500m emporschrauben.

Grosse Moschee von Bursa mıt Gebetsnısche (Mıhrab) und Kanzel (Minbar)

 

Hıghtech ın der Moschee: elektronıscher Rosenkranz

Nach einer Nacht in Bursa geht’s am frühen Morgen mit dem Dolmus (Kleinbus) nach Iznik. Die antike Stadt (früher Nicäa) ist vor allem für 2 Dinge bekannt: Zum einen fand hier das erste Konzil der Kirchengeschichte statt und zweitens Fließen. In der Glanzzeit des osmanschen Reichs wurden hier z.B. die komplette Innenverkachelung der blauen Moschee hergestellt.

Allerhand Antıkes ım Garten des Museums

Stadtmauer von Iznık

Feierabend am Iznıksee

Zurück in Istanbul steht dann noch ein bisschen Arbeit für uns beide an. All die augeschobene „Büroarbeit“ muss noch erledigt werden und auch die Räder und unser Benzinkocher werden wieder auf Vordermann gebracht. Dann heißt es Abschied nehmen, von dieser faszinierenden Stadt, von Europa und von der WG die uns so nett aufgenommen hat. Wir wohnten (mal der eine, mal der andere, mal zusammen) bei Luki, Mike (beide Erasmusstudenten), Volkan und Izzy und wurden dort sehr herzlich aufgenommen und mit türkischen Köstlichkeiten aufgepäppelt.

Abschied von unserer WG (Lukı und Mıke, dıe türkıschen Mitbewohner fehlen leider)

Dann schwingen wir uns voller Vorfreude auf unsere liebgewonnenen Drahtesel und radeln richtung Osten.

Hıer müssen wır rüber: Dıe Bospurusbrücke verbındet Europa mıt Asien

Über diese Brücke soll es gehen. Ob wir die Brücke allerdings wirklich überfahren durften, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen…

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